Selbstliebe ist kein Trend, sondern Urvertrauen

Selbstliebe? Lieber “einfach mal machen!”

Es war Montag und leider fiel für Mittwoch aufgrund von Krankheit ein Fototermin aus. Irgendwie juckte es aber in meinen Fingern und ich wollte etwas kreieren – etwas, was unter die Haut geht. Ich fing an mit Rina zu schreiben. Rina ist neben Ihrem Mediendesign-Studium Influencerin auf Instagram und kämpft seit geraumer Zeit mit den Themen Lipödem und Selbstliebe.

Wir kannten uns bisher nur über Ecken und das auch eher weniger. Um so schöner war es, dass uns die Spontanität überkam und wir einen Termin zum Fotos machen vereinbarten – es sollte direkt übermorgen sein.

Aber erst einmal ein paar Worte zu Rina und Ihrer Geschichte:

Rina, seit wann kämpfst Du gegen das Lipödem?

“Eigentlich kämpfe ich schon seit der Pubertät gegen das Lipödem. Ich habe mich immer gefragt, weshalb meine Beine nicht zu meinem restlichen Körper passen. Hosen kaufen war, gefühlt seitdem ich denken kann, eine totale Qual. Ich hatte immer die dicksten Beine. Ich bin jetzt bald 24. Die Diagnose kam aber leider erst vor knapp 5 Jahren. Davor wusste ich nicht, dass es diese Krankheit gibt. Meine Oma hat durch Zufall einen der sehr seltenen Beiträge im Fernsehen gesehen. Daraufhin bin ich zum Arzt und dieser bestätigte den Verdacht. Von da an hieß es: “Kämpfen und niemals aufgeben!” Aufgeben ist niemals eine Option für mich.”

Rina, 24 Jahre jung. Unsicher, nicht glücklich.
Rina, 24 Jahre jung. Unsicher, nicht glücklich.

Welche Einstellung hattest Du in dieser Zeit zu Fotos von Dir selbst?

“Ich habe es unfassbar gehasst, wenn Bilder von mir gemacht wurden. Ich habe es gehasst, sie anzuschauen. Denn meine unproportionalen Beine standen sofort immer im Fokus… Ich habe mich eigentlich selbst gehasst. Alle meine Freundinnen waren immer schlank und hübsch und ich war immer die dicke, mit dem „hübschen Gesicht.” Wenn ich Bilder von mir selbst gemacht habe, dann natürlich immer nur von meinem Gesicht.”

In der heutigen Zeit “muss” jede Frau zu sich stehen…

Unsere Generation ist mit den sozialen Netzwerken aufgewachsen und verbringt einen Teil ihres Lebens darin. Laut einer Studie verbringen wir ein Jahr und sieben Monate unseres Lebens auf Facebook – bei Instagram sind es acht Monate unserer Lebenszeit. In dieser Zeit teilen wir aber nicht nur positive Momente unseres Lebens, sondern sind auch angreifbar. Eine verzerrte Realität erschwert einem den Alltag. Anonymität, Bildbearbeitungsprogramme und die freie Fantasie vieler User laufen tagtäglich auf Hochtouren und vermitteln DAS perfekte Leben. Keine Neuheit, oder?

Spätestens 2017 boomten dann Accounts, die Selbstliebe kommunizierten und dafür standen und stehen, dass man seine Makel anerkennen muss. Das ist super und sollte auch weiter so bestehen bleiben! Aber habt Ihr auch manchmal das Gefühl, dass diese Selbstliebe eine Art Trend geworden ist? Man MUSS jetzt gewisse Makel an sich anerkennen und damit fein sein. Aber was definiert einen Makel? Was ist die Definition von “nicht schön”?

Selbstliebe ist Urvertrauen.
Selbstliebe ist Urvertrauen.
Das Shooting stand an – die Unsicherheit kroch in die Knochen

Was waren Deine Gedanken vor dem Shooting?

“Ich war super aufgeregt. So sehr, dass ich fast abgesagt hätte, weil ich mir das mal wieder nicht zugetraut habe. Aber dann dachte ich „Einfach mal machen!” Leevke macht tolle Bilder, sie wird die Erste sein, der ich vertraue. Und so war es auch.” 

Wie hat sich Dein Gefühl während des Shootings verändert?

“Ich war anfangs alles andere als offen. Super verklemmt, unsicher und zurückhaltend. Man kann fast schon sagen, voller Angst etwas falsch zu machen. Aber man kann ja gar nichts falsch machen… der Kopf wollte Einen nur wieder blockieren. Nachdem ich mich in meinem ersten Outfit absolut unwohl gefühlt habe, wechselte ich in ein Zweites und von da an wurde ich viel lockerer und auch mutiger. So mutig, dass ich zum Ende des Shootings obenrum komplett nackt war. Das lag aber auch einzig und allein daran, dass ich mich bei Leevke unendlich wohlgefühlt habe. Sie hat mir alle Ängste genommen. Wirklich alle. Und im Gegenzug eine riesige Portion Selbstbewusstsein geschenkt! Ich habe nicht an mich geglaubt, aber Leevke hat das von Anfang an.”

… und diese Worte habe ich mir nicht ausgedacht. Ich war selbst sehr gerührt, als Rina mir Ihre Aussagen schilderte.

Mit welchen Gedanken bist du nach Hause gegangen?

“Mit einem riesigen Grinsen und Stolz, einer Menge mehr Selbstbewusstsein und Selbstliebe für mich, Glück, Freudentränen und alles auf einmal! Gefühlschaos pur.”

Rina hat sich während des Shootings nicht an irgendwelche Richtlinien gehalten und musste auch keinen Makel an sich akzeptieren. Sie hat einfach ihrem inneren Gefühl und ihrem Gegenüber vertraut. Selbstliebe ist kein Trend, sondern pures Urvertrauen. Der Spruch “Schönheit kommt von innen” ist simpel, aber so wahr. Unser Körper trägt die Seele durchs Leben und wir müssen uns einfach nur auf uns und unsere Stärken konzentrieren. Denn es gibt so viel Wichtigeres, als DAS perfekte Leben.

Gefühle für die Ewigkeit festhalten und Stärken – das ist Fotografie.

Hat das Shooting bei Dir etwas verändert?

“Ja, öfter mal an mich selbst zu glauben, mich weniger zu kritisieren, mir selbst mehr zu vertrauen und zuzutrauen. Mich so zu lieben, wie ich bin. Dieses Shooting hat mir bei der Entwicklung meiner Selbstliebe den nötigen Schubs gegeben, auf welchen ich jahrelang hingearbeitet habe.”

Wir müssen gar nichts. Wir wollen doch nur gesund sein.
Wir müssen gar nichts. Wir sollten nur gesund sein.

Ich persönlich lege jedem das Lied “Try” von Colbie Caillat ans Herz. Denn auch sie macht deutlich:

“You don’t have to try so hard
You don’t have to, give it all away
You just have to get up
You don’t have to change a single thing
You don’t have to try.”

(Auch in der Max & Kurt-Schneider-Version sehr gefühlvoll.)

Wir müssen also gar nichts. Das einzige was wir sollten, ist alles dafür zu tun, so wie wir sind, ein glückliches Leben zu führen. Rina kämpft darum, einfach nur gesund zu sein. Wir wollen das Leben doch mit allen Sinnen und Kräften genießen! Wir haben nur dieses eine und dem Schicksal ist es egal, ob dick oder dünn, symmetrisch, krumm oder schief. Es kann so schnell zu Ende sein.

Ich persönlich wollte bei diesem Shooting Rina in den Vordergrund stellen und keine detaillierte Beautyretusche und Porenverfeinerung. Ich wollte ihre Stärken von innen nach außen bringen und zeigen, wie Rina denkt und fühlt. Die Bilder kamen bereits während des Shootings aussagekräftig aus der Kamera und ich konnte Rina direkt mit dem Rohmaterial beweisen, dass sie eine wundervolle Ausstrahlung besitzt – mit einem bezaubernden Glanz im Gesicht und einer Menge Energie in den Augen.

Was ich in solchen Situationen besonders liebe? Wenn mein Gegenüber mit staunendem Blick sagt “Oh wow! Das bin ich?!”. Ja genau, das bist Du. Du musst es nur sehen.

Gemeinsam glücklich sein. Ist das so schwer?

Was sind deine Wünsche für die Öffentlichkeit, in Bezug auf das Thema Akzeptanz und Selbstliebe?

“Mein größter Wunsch für die Öffentlichkeit ist, dass sich Frauen so akzeptieren, wie sie sind. Dass sie sich gegenseitig aufbauen, unterstützen und nicht niedermachen. Dass wir uns bewusst machen, dass Vieles, was wir im Bereich der sozialen Medien sehen, nicht die Realität ist. Die Realität findet draußen vor der Tür statt. Achtet mal im Schwimmbad darauf. Da gibt’s nur Frauen, wie dich und mich. Mit Streifen, Übergewicht, Cellulite, mit Behaarung, ohne Behaarung, mit straffen Brüsten, mit hängenden Brüsten. Stell dir eine Welt vor, in der wir gelernt hätten, uns selbst und alle anderen so zu nehmen, wie sie sind und nicht ständig miteinander zu konkurrieren und miteinander zu vergleichen… Was wäre das für eine wundervolle Welt? Es soll doch jeder verdammt nochmal so sein, wie er möchte. Dein Wert wird nicht in Kilogramm gemessen!”

Rina, 24 Jahre jung. Selbstbewusst, stark, mutig und sie selbst.
Rina, 24 Jahre jung. Selbstbewusst, stark, mutig und sie selbst.

Vor gar nicht so langer Zeit stand vor mir ein kleines, unsicheres Mädchen. Mit sich selbst nicht im Reinen, nervös und gar nicht glücklich. Wir kannten uns kaum. Verabschiedet habe ich eine strahlende, glückliche und selbstbewusste Frau und wir waren vertraut.

Ich durfte Rina über die sozialen Medien kennenlernen und bin darüber sehr dankbar. Denn das ist der Sinn dieser Plattform. Nicht ohne Grund wird es mit dem Adjektiv SOZIAL betitelt. Wir sollten diese Netzwerke wieder zu etwas Schönem machen. Mehr Liebe für die anderen und weniger Hass. Rina hat gezeigt, wie schön es sein kann, einfach sich selbst zu vertrauen und das nach Außen hin zu zeigen.

Danke Rina. Danke für Dein großes Vertrauen und Deine Ehrlichkeit. Du bist ein wundervoller Mensch, wirst den Kampf gegen das Lipödem gewinnen und gesund durchs Leben gehen. Denn das ist, was zählt.


Wie gehst Du mit dem Thema um? Fällt es Dir auch manchmal schwer, einfach nur auf Deine Persönlichkeit und Deine Stärken zu vertrauen? 

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Lese hier nach, wie ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. ♥

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