Bereit für den zweiten Teil zum Thema “Selbstständig durch Masterplan”?
Im ersten Teil habe ich ein paar Basics aufgezeigt, die ganz interessant sind, wenn man strukturiert und selbstständig starten möchte. Der Schritt ins Blaue erfordert nicht nur Mut, sondern auch eine Menge Eigenständigkeit und Durchhaltevermögen und das bis ins kleinste Detail. Hier eine kleine Übersicht, was der zweite Teil beinhalten wird:
→ Finanzen – Geschäftskonto einrichten
→ Nehme ich Förderungen in Anspruch?
→ Privater PKW – Fahrtenbuch?
→ Dein Hab & Gut: Professionelle Datensicherung
→ Reibungsloser Alltag? Gute Orga auf dem Schreibtisch ist die halbe Miete
→ Eigene Unternehmensphilosophie: Was möchte ich erreichen und warum?
Gib deinem verdienten Geld ein Zuhause:
Starten wir mit dem, was Deine Existenz sichert: deine Finanzen. Bisher hast Du wahrscheinlich nur ein Konto für alles, oder maximal noch ein Tagesgeldkonto für kleine Sparaktionen. Möchtest Du aber selbstständig arbeiten und eigene Ausgaben und Einnahmen organisieren, lohnt sich ein losgelöstes Geschäftskonto. So behältst Du immer den Überblick und hast gleich einen großen Vorteil bei der Buchhaltung – die Organisation Deiner Zahlungsverläufe.
Viele Banken bieten sogar extra Vorteile für Existenzgründer an, bei denen man beispielsweise 50 % der Kontoführungsgebühren spart. Auch wenn einige Girokonten umsonst sind, ist solch ein Geschäftskonto selten kostenlos. Aber keine Sorge, die monatlichen Kosten sind wieder eine Geschäftsausgabe, die Du bei der Steuer gegenrechnen oder gar absetzen kannst. Ich habe damals viel verglichen und habe einen persönlichen Beratungstermin wahrgenommen, nach dem ich mich gut informiert fühlte. Wenn Du Dich selbstständig machen möchtest, sind professionelle Beratungen wirklich keine verschenkte Zeit.
Förderungen? Oder aus eigener Kraft?
Wenn Du als Existenzgründer startest, hast Du eine Menge Möglichkeiten Förderungen zu bekommen. Neben vielen eigenständigen Förderungen gibt es aber auch die Angebote des Arbeitsamtes (hier findest Du eine gute Zusammenfassung). Allerdings ist nicht jeder berechtigt, solche Zuschüsse zu bekommen. Das fängt schon damit an, wie das letzte Arbeitsverhältnis geendet ist.
Ich persönlich habe bereits seit 2011 mein Gewerbe und bin laut Papier ein alter Hase. Zusätzlich habe ich selbst mein Arbeitsverhältnis beendet, weshalb ich beim Arbeitsamt eine Art Sperre bekommen hätte. Beendet man sein Arbeitsverhältnis aus eigener Entscheidung, sollte der Plan für danach wirklich wasserdicht sein.
Denn auch selbstständig arbeiten bedeutet eine Menge Investition und Risikobereitschaft – mit einem finanziellen Puffer bist Du ruhiger und kannst konzentrierter starten. Daher bin ich auch mit … wie sagte es meine Bank … ich bin mit Guthaben gestartet. Für alles was danach kommt, bin ich dann natürlich selbst verantwortlich. Aber genau dieser Reiz macht das Ganze so aufregend.
Von A nach B und dann noch kurz nach C – Fahrtenbuch & privater PKW
Der Weg ist das Ziel. Ich wohne seit 2015 in Braunschweig, habe aber aufgrund meiner aktiven Zeiten in Schleswig-Holstein und Hamburg häufig Aufträge im Norden. Das heißt ich fahre viel Auto. Sehr viel. An einem Wochenende können locker 400-500 km zusammenkommen und dem Geldbeute ist das nicht ganz egal. Da all diese Kilometer aber geschäftlicher Natur sind, möchte ich das natürlich profitabel organisieren. Deswegen habe ich mich für die Variante eines Fahrtenbuchs entschieden. Modernes Zeitalter sei Dank – ich kann eine App nutzen und muss keine analoge Zettelwirtschaft führen.
Ich muss gestehen, zu Beginn meiner diesjährigen Selbstständigkeit war die Benutzung dieser App etwas gewöhnungsbedürftig, denn keine Strecke darf unaufgezeichnet bleiben. Egal ob ich zum Einkaufen fahre, die Oma besuche oder zu einem Job muss – jede Tour muss getrackt und eingestuft werden (privat oder geschäftlich). Am Ende des Monats werden dann alle Fahrten zusammengefasst. Bei meiner Buchhaltung brauche ich dann nur die geschäftlich gefahrenen Kilometer angeben und die dazugehörigen Nachweise gut aufheben (das Finanzamt kann immer Papiere einfordern!).
Letztendlich habe ich mich auch schnell an das Tracken gewöhnt. Man fährt gar nicht mehr los, ohne auf den “Aufzeichnen”-Knopf zu drücken. Und sollte man es doch mal vergessen – no worry! Man kann alles nachtragen.
“Medium konnte nicht erkannt werden” – okay stopp!
Gleich vorab: Dieser Punkt sollte eigentlich noch einmal einen gesonderten Blogbeitrag bekommen. Denn das Thema “Professionelle Datensicherung” ist so komplex und wichtig, da reichen drei kleine Absätze nicht aus. Und auch wenn das Thema recht trocken ist, sollte sich jeder fragen, wie er mit seinen Daten/Dateien umgehen möchte.
Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen, dass externe Festplatten nicht die endgültige Lösung sind. Anfang des Jahres wollte ich eine meiner Platten auf einer neueren sichern, denn vier Jahre war das Speichermedium mittlerweile schon alt. Dass sie vorher schon ab und zu nicht erkannt wurde, hat mich nur peripher tangiert. Immerhin ging es ja beim zweiten oder dritten Versuch … bis zu diesem einen Moment.
So saß ich verzweifelt vor meinem Laptop und stöpselte seit geraumer Zeit das USB-Kabel rein und raus. Nichts passierte, rein gar nichts. Ich setzte dann eine Menge auf meinen Freund, der sich mit dieser Thematik gut auskennt. Aber auch er konnte mir wenig Hoffnung machen. Das Ende vom Lied (wie gesagt, ein ausführlicher Bericht folgt) war, dass wir nach mehreren Datenrettungsprogrammen eines gefunden hatten, was innerhalb einer Woche Laufzeit (168 Stunden!) über 90% meiner Daten wiederherstellen konnte. Allerdings ohne Ordnerstruktur, mit kryptischer Benennung und komplett durcheinander.
Auf der einen Seite war ich sehr beruhigt, dass meine Dateien wieder da waren. Allerdings fühlte ich mich mit diesen externen Platten auf Dauer auch nicht wohl. Daher entschieden wir uns für einen Server. Dieser steht jetzt in meinem Büro und gibt mir die Sicherheit, die ich brauche. Selbstverständlich sind die Kosten für ein solches Gerät auch kein Zuckerschlecken, aber die Investition lohnt sich! Auch, wenn man es vielleicht nicht direkt spürt. Aber gerade als Fotograf/in oder generell, wenn man selbstständig ist, ist es nicht schlecht seine Arbeiten gut zu sichern.
Schlachtfeld vs. geweihtes Land – Der Schreibtisch
Wenn ich nicht gerade Shootings habe oder auf Terminen bin, sitze ich eigentlich den ganzen Tag am Schreibtisch. Nachbereitung, Nachbearbeitung, Mails, Angebote, Rechnungen, Buchhaltung, dieser Blog hier – alles findet am selben Ort statt. Mein Home Office ist mein ein und alles, ich liebe es! Und ich habe glücklicherweise auch kein Problem mit dem in der Nähe stehendem Sofa oder TV. Wenn Du Dein Ding aus reinem Herzen machst und Deine eigenen Arbeitszeiten beachtest, lenkt Dich Dein Haushalt eigentlich auch nicht ab.
Daher ist ein geordnet Platz mit allen wichtigen Dingen die halbe Miete. Das sind bei mir einmal mein MacBook und mein Bildschirm, zwei Schreibtischlampen (eine fürs Licht, die andere fürs Feeling), genügend (und schöner!) Stauraum für Bürozeugs (Umschläge, Porto, Verpackungsmaterial, Stifte etc.) und ein Ablagesystem für die Buchhaltung. Hier sammle ich monatlich alle von mir geschriebenen Rechnungen und all meine Ausgaben in Form von Bons und Rechnungen. Und das dekorative Pflanzengrün darf selbstverständlich auch nicht fehlen!
Zu guter Letzt habe ich immer eine wöchentliche ToDo-Liste neben mir liegen, auf der ich fleißig Kreuze machen kann. Die wird jeden Freitagabend geschrieben, um in der kommenden Woche nichts Wichtiges zu vergessen. Und zum Feierabend heißt es: aufräumen! Denn am Morgen an einen geordneten Platz zu kommen, motiviert ungemein. Natürlich schaffe ich das nicht immer, das gebe ich zu. Aber ich ärgere mich dann auch tatsächlich sehr, wenn ich erst einmal Klarschiff machen muss, bevor ich starten kann.
Wo will ich hin und warum? Kenne Dein Ziel!
Im Studium stand eins immer an oberster Stelle – die Zielsetzung. Und das ist nicht nur theoretisch ganz clever, sondern auch praktisch. Bevor man mit seinem eigenen Business startet, sollte man sich immer vor Augen führen, wo man hin möchte und warum. Was macht Dich einzigartig und hebt Dich von der Konkurrenz ab? Warum willst Du Dich selbstständig machen?
Die Fotografie-Branche ist da so eine Sache. Fotografen gibt es wie Sand am Meer und die Anzahl neuer Fotografen-Gewerbe steigt täglich. Das heißt, es ist nicht gerade einfach, sich durchzusetzen und sich von anderen Kollegen abzuheben. Denn tolle Tiefeunschärfe, eine Vielzahl von Presets und “ungestellte” Szenen sind nicht schwierig zu erarbeiten. Wenn Du von Deiner Leidenschaft allerdings leben möchtest, musst Du Deinen Kunden zeigen, warum sie genau Dich buchen sollten.
Ich habe mir als Ziel gesetzt, zu begeistern und das nicht nur mit meiner Arbeit. Momente und Feelings sollen für die Ewigkeit festgehalten werden und das auf eine bodenständige und bescheidene Art und Weise. Auf Hochzeiten bin ich Fotografin und Brautjungfer gleichzeitig – ich beruhige, bringe sogar mal die Ringe oder den Brautstrauß mit zur Trauung und schnüre auch mal die Braut ins Kleid, weil die Mutti zu aufgeregt ist und zittrige Hände hat. Und am Ende der Veranstaltung möchte ich am besten gar nicht erst bemerkt worden sein. Ich möchte Bilder kreieren, die den Betrachter genau zu den erlebten Situationen zurückbringen.
Mit Firmen möchte ich Authentizität ans Licht bringen und die vollste Zufriedenheit erreichen. Meine Arbeit soll Neukunden generieren und das Unternehmen professionell platzieren. Dabei bilde ich mit meinen Auftraggebern eine Art Team und fotografiere immer wieder in Zusammenarbeit – ein großartiges Gefühl!
In allen Fällen habe ich aber vor allem ein Ziel: Weiterempfehlung durch Mundpropaganda. Etwas, was ich seit Jahren pflege und sehr schätze. Denn eine bessere Werbung bekommst Du nicht für Dein Unternehmen.
Kenne Deine Stärken und hinterlasse Fußabdrücke
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein geordneter Überblick, Respekt vor dem eigenen Können und ein bisschen Furchtlosigkeit die richtigen Gewürze fürs selbstständige Arbeiten sind.
Hab keine Angst vor Veränderungen oder vor Niederlagen. Das Leben kann schon mal ruckeln, wenn man in den nächst höheren Gang schaltet. Aber umso besser fährt es sich dann. 😉